Vielleicht kennen Sie ein Beispiel wie dieses:

Sie begegnen morgens Herrn Müller und grüßen freundlich: „Guten Morgen Herr Müller“. Er senkt den Blick, läuft weiter und Sie wundern sich und / oder sind bzw. werden sauer.

Das Thema aus dem Tipp: Wahrnehmung und Interpretation geht hier weiter: Herr Müller hat sich auf eine bestimmte Art verhalten (das was Sie sehen und / oder hören). Wenn Sie jetzt von diesem Verhalten aus auf die Person „Müller“, bzw. seine Einstellung oder Art schließen würden, gäbe es viele verschiedene Möglichkeiten:

  • …er ist unhöflich…
  • …er ist unhöflich…
  • …er mag Sie nicht…
  • …er ist mit den Gedanken anderswo…
  • …er redet nicht mit jedem…


Dies alles sind Ihre Interpretationen darüber, WIE Herr Müller als Person ist oder denkt. Die Gefahr besteht, dass Sie sich (und ihm) das Leben schwer machen könnten. Denn, welche Interpretation des Verhaltens richtig ist, werden Sie erst wissen, wenn Sie Herrn Müller fragen! Und welche Reaktion Ihrerseits dann hilfreich wäre…  

Lassen Sie uns also festhalten, dass der Schluss vom Verhalten auf die Person richtig, aber auch genauso falsch sein kann. Oft ist es so, dass wir von einem konkreten Beispiel (senkt den Blick und sagt nichts) auf das Große / Ganze schließen („er mag mich nicht“). 

So machen wir uns manchmal (unnötig) schlechte Gedanken und das Leben schwer. Und zusätzlich: wir  könnten dem andern damit unrecht tun, ihn verletzen und möglicherweise einen Konflikt herbeiführen.

Auswirkungen / Anwendung in der eigenen Kommunikation:

Es wichtig und hilfreich, WAHRNEHMUNG, INTERPRETATION und VERHALTEN zu unterscheiden, bzw. diese einzelnen „Punkte“ als Ablauf / Folge zu sehen, um damit die eigene Kommunikation bewusst zu steuern.

Zum Beispiel kann es ein guter Weg sein, die eigenen Fragen oder Befürchtungen als FEEDBACK zu formulieren:

„Herr Müller, ich habe Sie gegrüßt, Sie gehen weiter. Ich mache mir Gedanken darüber und würde es gerne verstehen; ist alles ok?“

Viel Spaß und Erfolg!
Sandra und Stefan Kemser

„Der Abend war schön!“,
„Du hast mir die Mail nicht geschickt!“. 

Wahrnehmung oder Interpretation

Statt zu erklären, was genau wir an dem Abend schön fanden, bzw. dass wir kein Mail erhalten haben, bieten wir dem anderen eine „verkürzte“ Form unserer Wahrheit an. Vielleicht deshalb, weil es einfach schneller geht (auch eine Interpretation!)?

Während WAHRNEHMUNG sich stets darauf bezieht, was wir hören oder sehen (eventuell auch tasten, riechen, schmecken), sind wir bei der INTERPRETATION bereits einen Schritt weiter und beschreiben, welche Bedeutung etwas für uns hat, bzw. welche Konsequenzen etwas haben kann oder – in unseren Augen – haben wird.

Im Grunde machen wir oft den zweiten Schritt vor dem ersten. Wir erklären einem Anderen eine Bedeutung/Konsequenz und rücken mit der Wahrnehmung (woran wir das fest machen, was genau wir gesehen oder gehört haben) erst auf Nachfrage heraus. Im Normalfall ist das auch kein besonderes Thema, weil wir uns meist auch so verstehen. Jedoch gerade in angespannten Situationen kann eine Interpretation wie „du hast mir die Mail nicht geschickt“ schnell als Angriff oder Schuldzuweisung verstanden werden und so zur   Verteidigung / Rechtfertigung des Angesprochenen führen. Dann ist es auch zum Konflikt nicht mehr weit!

Sagen Sie statt dessen besser: „Ich habe keine Mail von Dir erhalten“.
Merken Sie den Unterschied?

Bleiben Sie also – gerade in angespannten Situationen – bei Ihren Wahrnehmungen (was Sie hören oder sehen) und interpretieren Sie weniger. Das macht es oft leichter und vermeidet (überflüssige) Konflikte. 

Tipp

Fragen Sie sich einfach kurz vor solchen Aussagen:

„Woher weiß ich das?“
> führt zur Wahrnehmung

„Was genau möchte ich sagen / fragen – und vom anderen wissen?“
> führt zur eigenen Klarheit

Viel Spaß und Erfolg!
Sandra und Stefan Kemser

Manchmal verursachen bzw. verschärfen wir durch unser Verhalten und unsere Kommunikation einen Konflikt – obwohl wir es nicht wollen!

Gründe dafür gibt es viele (siehe auch Blogbeitrag „Richtig oder Falsch“). Deshalb kann das Bewusstsein über die eigene Kommunikation / das eigene Verhalten, bzw. kleine Änderungen dabei helfen, den Konflikt gar nicht erst entstehen zu lassen, bzw. zu entschärfen. 

In unseren Trainings und Coachings werden wir immer wieder gefragt, was aus unserer Sicht die wichtigsten Tipps, bzw. Kompetenzen sind, um mit Konflikten angemessen umzugehen. Im Laufe der Jahre haben sich sechs wichtige Punkte herauskristallisiert, die wir als grundlegend für einen konstruktiven, deeskalierenden Umgang mit Konflikten sehen:

  1. Trennen Sie Wahrnehmung und Interpretation
  2. Unterscheiden Sie Verhalten und Person
  3. Unterscheiden Sie Intra- und Interpersonelle Konflikte
  4. Denken Sie in der Zeit 
  5. Suchen Sie nach Fehlern, nie nach Schuldigen
  6. Achten Sie die Grenzen
     

In den kommenden Wochen werden wir auf jeden Punkt eingehen, damit Sie Ihren „Werkzeugkasten“ mehr und mehr füllen können. 

Sicher stellen diese sechs Tipps keine Garantie für ein konfliktfreies Miteinander dar. Konflikte sind einfach vorhanden. Allein die Beschäftigung mit dem Thema der „Intra- und Interpersonellen Konflikte“ zeigt, dass es unmöglich ist, Konflikte grundsätzlich zu vermeiden.

Nichtsdestotrotz liegt es meist in unserer Macht und speziell an unserem Verhalten / der Kommunikation, Konflikte nicht unnötigerweise herauf zu beschwören oder – wenn sie schon da sind – noch weiter anzuheizen.

Viel Spaß und Erfolg beim „Sammeln“ der Tipps,
Sandra und Stefan Kemser