Unterscheiden Sie Inter-Personelle und Intra-Personelle Konflikte

Benutzen wir einfach einmal eine mögliche Definition von Konflikten:

Ein Konflikt liegt dann vor, wenn zwei Elemente gleichzeitig gegensätzlich und / oder unvereinbar sind (bzw. erscheinen!)

Wenn wir davon ausgehen, dass die zwei Elemente zwei oder mehr Personen sind, dann sprechen wir von einem typischen Inter-Personellen Konflikt:

  • Der Inter-Personelle Konflikt besteht immer zwischen Personen (zwei oder mehr -> analog zum Begriff Inter-Net)
  • Im Gegensatz dazu gibt es den sogenannten Intra-Personellen Konflikt der innerhalb einer Person entsteht und stattfindet (-> analog zu Intra-Net)

Für den Intra-Personellen Konflikt gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. In einem Menschen gibt es zwei (gegensätzliche) Wünsche, bzw. Vorstellungen, die nicht gleichzeitig erfüllbar sind
    Beispiel: Sie haben sich vorgenommen, jeden Abend Sport zu machen. Jetzt sitzen Sie, nach einem anstrengenden Arbeitstag zu Hause und ein Teil in Ihnen will zum Sport, der andere Teil will sich ausruhen. Hier entsteht, in Ihnen selbst, ein Konflikt!
  2. Die Wirklichkeit / Realität (IST) entspricht nicht Ihrer Erwartung (SOLL) an eine Situation oder an das Verhalten eines anderen Menschen
    Beispiel: Sie erwarten, dass jeder Ihrer Kollegen Sie mit Handschlag begrüßt. Wenn jetzt einer jedoch nur „Guten Morgen“ sagt, kann das schon zum Intra-Personellen Konflikt führen, Sie könnten sich ärgern – denn Ihre Erwartung wurde enttäuscht. 

Im Grunde lässt sich sagen, dass jeder Konflikt mit der Person geklärt werden „muss“, die betroffen ist: 

Das heißt, Inter-Personelle Konflikte können nur mit dem eigentlichen Konfliktpartner geklärt werden: es ergibt also wenig Sinn, einen Inter-Personellen Konflikt „in sich hinein zu fressen“ und es alleine zu versuchen. 

Gleichzeitig ist es schwer, bzw. stoßen Sie schnell auf Widerstand, wenn Sie versuchen, einen Intra-Personellen Konflikt mit einem Anderen als mit sich selbst zu lösen. Meist entsteht dann daraus (zusätzlich) noch ein Inter-Personeller Konflikt.

Beispiel: Sie finden, dass es sich einfach „gehört“ einem anderen zur Begrüßung die Hand zu reichen und reagieren auf das „Guten Morgen“ barsch und werfen dem Anderen vor, unfreundlich zu sein. Dadurch geraten Sie ggf. gleich noch in einen weiteren (Inter-Personellen) Konflikt mit dem Anderen, und ärgern sich selbst aber auch immer noch. Somit haben Sie dann schon zwei Konflikte!

Vielleicht denken Sie jetzt auch, dass Sie sich alles gefallen lassen sollen? Das ist so nicht gemeint! Selbstverständlich können Sie einen Anderen – bei einem Intra-Personellen Konflikt um „Mithilfe“ bei der Lösung bitten – ihn jedoch nicht dafür verantwortlich machen und zwingen! 

Zum Beispiel könnten Sie sagen: “Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir zur Begrüßung am Morgen die Hand geben würdest, das fände ich freundlich“. Und vielleicht ist das für den Anderen o.k. und alles ist prima. Oder Sie klären und vereinbaren für die Zukunft, welche Form der Begrüßung für sie beide akzeptabel ist?

Sie sehen, es ist gar nicht so schwer, damit umzugehen, wenn Sie klar haben, um welche Art von Konflikt (Inter- oder Intra-Personell) es sich handelt.

Um herauszufinden, ob es sich um einen Inter- oder Intra-Personellen Konflikt handelt, helfen Ihnen folgende einfache Fragen:

  1. Gibt es eine (klare, eindeutige!) Vereinbarung mit dem/der Anderen, auf die ich mich berufen kann?

Lautet die Antwort „Ja“, dann handelt es sich um einen Inter-personellen Konflikt:

Empfehlung: Klären Sie die Situation mit dem Anderen durch Feedback und erinnern und erneuern Sie die Vereinbarung!

  1. Warum sollte der/die Andere so handeln, wie ich es erwarte / mir wünsche?

Lautet die Antwort „Weil ´man` das so macht…! oder: „Weil es mir dann besser geht…!“, dann handelt es sich um einen Intra-personellen Konflikt: 

Empfehlung: Klären Sie zunächst für sich, ob der andere Ihre Erwartung (in dieser Situation) kennen kann und ob diese sinnvoll und angemessen ist. Erst auf dieser Basis ist ein Gespräch, Feedback, Klärung mit dem/der anderen konstruktiv möglich. 


Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Bearbeitung Ihrer Konflikte! Falls Sie Fragen oder Anregungen haben, rufen Sie uns gerne an.

Sandra und Stefan Kemser

Vielleicht kennen Sie ein Beispiel wie dieses:

Sie begegnen morgens Herrn Müller und grüßen freundlich: „Guten Morgen Herr Müller“. Er senkt den Blick, läuft weiter und Sie wundern sich und / oder sind bzw. werden sauer.

Das Thema aus dem Tipp: Wahrnehmung und Interpretation geht hier weiter: Herr Müller hat sich auf eine bestimmte Art verhalten (das was Sie sehen und / oder hören). Wenn Sie jetzt von diesem Verhalten aus auf die Person „Müller“, bzw. seine Einstellung oder Art schließen würden, gäbe es viele verschiedene Möglichkeiten:

  • …er ist unhöflich…
  • …er ist unhöflich…
  • …er mag Sie nicht…
  • …er ist mit den Gedanken anderswo…
  • …er redet nicht mit jedem…


Dies alles sind Ihre Interpretationen darüber, WIE Herr Müller als Person ist oder denkt. Die Gefahr besteht, dass Sie sich (und ihm) das Leben schwer machen könnten. Denn, welche Interpretation des Verhaltens richtig ist, werden Sie erst wissen, wenn Sie Herrn Müller fragen! Und welche Reaktion Ihrerseits dann hilfreich wäre…  

Lassen Sie uns also festhalten, dass der Schluss vom Verhalten auf die Person richtig, aber auch genauso falsch sein kann. Oft ist es so, dass wir von einem konkreten Beispiel (senkt den Blick und sagt nichts) auf das Große / Ganze schließen („er mag mich nicht“). 

So machen wir uns manchmal (unnötig) schlechte Gedanken und das Leben schwer. Und zusätzlich: wir  könnten dem andern damit unrecht tun, ihn verletzen und möglicherweise einen Konflikt herbeiführen.

Auswirkungen / Anwendung in der eigenen Kommunikation:

Es wichtig und hilfreich, WAHRNEHMUNG, INTERPRETATION und VERHALTEN zu unterscheiden, bzw. diese einzelnen „Punkte“ als Ablauf / Folge zu sehen, um damit die eigene Kommunikation bewusst zu steuern.

Zum Beispiel kann es ein guter Weg sein, die eigenen Fragen oder Befürchtungen als FEEDBACK zu formulieren:

„Herr Müller, ich habe Sie gegrüßt, Sie gehen weiter. Ich mache mir Gedanken darüber und würde es gerne verstehen; ist alles ok?“

Viel Spaß und Erfolg!
Sandra und Stefan Kemser

„Der Abend war schön!“,
„Du hast mir die Mail nicht geschickt!“. 

Wahrnehmung oder Interpretation

Statt zu erklären, was genau wir an dem Abend schön fanden, bzw. dass wir kein Mail erhalten haben, bieten wir dem anderen eine „verkürzte“ Form unserer Wahrheit an. Vielleicht deshalb, weil es einfach schneller geht (auch eine Interpretation!)?

Während WAHRNEHMUNG sich stets darauf bezieht, was wir hören oder sehen (eventuell auch tasten, riechen, schmecken), sind wir bei der INTERPRETATION bereits einen Schritt weiter und beschreiben, welche Bedeutung etwas für uns hat, bzw. welche Konsequenzen etwas haben kann oder – in unseren Augen – haben wird.

Im Grunde machen wir oft den zweiten Schritt vor dem ersten. Wir erklären einem Anderen eine Bedeutung/Konsequenz und rücken mit der Wahrnehmung (woran wir das fest machen, was genau wir gesehen oder gehört haben) erst auf Nachfrage heraus. Im Normalfall ist das auch kein besonderes Thema, weil wir uns meist auch so verstehen. Jedoch gerade in angespannten Situationen kann eine Interpretation wie „du hast mir die Mail nicht geschickt“ schnell als Angriff oder Schuldzuweisung verstanden werden und so zur   Verteidigung / Rechtfertigung des Angesprochenen führen. Dann ist es auch zum Konflikt nicht mehr weit!

Sagen Sie statt dessen besser: „Ich habe keine Mail von Dir erhalten“.
Merken Sie den Unterschied?

Bleiben Sie also – gerade in angespannten Situationen – bei Ihren Wahrnehmungen (was Sie hören oder sehen) und interpretieren Sie weniger. Das macht es oft leichter und vermeidet (überflüssige) Konflikte. 

Tipp

Fragen Sie sich einfach kurz vor solchen Aussagen:

„Woher weiß ich das?“
> führt zur Wahrnehmung

„Was genau möchte ich sagen / fragen – und vom anderen wissen?“
> führt zur eigenen Klarheit

Viel Spaß und Erfolg!
Sandra und Stefan Kemser