„Der Abend war schön!“,
„Du hast mir die Mail nicht geschickt!“.
Wahrnehmung oder Interpretation?
Statt zu erklären, was genau wir an dem Abend schön fanden, bzw. dass wir kein Mail erhalten haben, bieten wir dem anderen eine „verkürzte“ Form unserer Wahrheit an. Vielleicht deshalb, weil es einfach schneller geht (auch eine Interpretation!)?
Während WAHRNEHMUNG sich stets darauf bezieht, was wir hören oder sehen (eventuell auch tasten, riechen, schmecken), sind wir bei der INTERPRETATION bereits einen Schritt weiter und beschreiben, welche Bedeutung etwas für uns hat, bzw. welche Konsequenzen etwas haben kann oder – in unseren Augen – haben wird.
Im Grunde machen wir oft den zweiten Schritt vor dem ersten. Wir erklären einem Anderen eine Bedeutung/Konsequenz und rücken mit der Wahrnehmung (woran wir das fest machen, was genau wir gesehen oder gehört haben) erst auf Nachfrage heraus. Im Normalfall ist das auch kein besonderes Thema, weil wir uns meist auch so verstehen. Jedoch gerade in angespannten Situationen kann eine Interpretation wie „du hast mir die Mail nicht geschickt“ schnell als Angriff oder Schuldzuweisung verstanden werden und so zur Verteidigung / Rechtfertigung des Angesprochenen führen. Dann ist es auch zum Konflikt nicht mehr weit!
Sagen Sie statt dessen besser: „Ich habe keine Mail von Dir erhalten“.
Merken Sie den Unterschied?
Bleiben Sie also – gerade in angespannten Situationen – bei Ihren Wahrnehmungen (was Sie hören oder sehen) und interpretieren Sie weniger. Das macht es oft leichter und vermeidet (überflüssige) Konflikte.
Tipp
Fragen Sie sich einfach kurz vor solchen Aussagen:
„Woher weiß ich das?“
> führt zur Wahrnehmung
„Was genau möchte ich sagen / fragen – und vom anderen wissen?“
> führt zur eigenen Klarheit
Viel Spaß und Erfolg!
Sandra und Stefan Kemser