Vor kurzem hat mir mein Bekannter Klaus erzählt, dass man einen Weg gefunden hätte, wie joggen noch leichter ginge, bzw. weniger anstrengend wäre. Das klang interessant und ich fragte ihn, wo ich denn diesen “man” finden könne. Er sagte mir, dass Julia ihm das erzählt hätte und “man” das Gefühl hätte, dass sie inzwischen echte Fortschritte gemacht hätte. Wie jetzt: “man” ist also eine Frau (Julia?) und “man” (wohl Klaus) hat ein Gefühl?
Sehr verwirrend…und doch so alltäglich. Viele Menschen benutzen das Wort “man” geradezu inflationär. Auf die Frage, wie der Angesprochene oder Zuhörer (also z.B. ich) das Gesagte genau verstehen soll, kommt oft die Antwort: “Das ist doch klar, wie ich das meine, bzw. wen ich damit meine”. Aha!
Das heißt also, wenn ich schon das Gesagte nicht verstehe, sollte ich doch wenigstens wissen, was gemeint ist – also was mein Gegenüber zwar nicht gesagt, aber doch im Kopf hat. Es wird immer verwirrender.
Wäre es nicht einfach leichter, wenn es gar kein “man” gäbe? Vielleicht, aber diese Frage stellt sich nicht; vielmehr könnten wir darüber nachdenken, weshalb viele Menschen dieses Wort so häufig benutzen, bzw. wann die Benutzung Vor- und wann Nachteile hat.
Das Wort “man” gehört zur deutschen Sprache und somit auch zum normalen Sprachgebrauch. Aber was bedeutet dieses Wort? Das Wort “man” ist eine Art Platzhalter und steht für viele unterschiedliche Bedeutungen, bzw. kann auf vielfältige Art genutzt werden. Das “man” steht für Du, Sie, Ich, Er, Wir, Alle usw.
Doch weshalb nutzen wir dann nicht genau die Worte, für die der Platzhalter steht? Es scheint im Großen und Ganzen drei Gründe zu geben (wahrscheinlich gibt es sogar mehr):
1. Je weniger sich der Sprecher festlegt, desto weniger kann er festgelegt oder auch “festgenagelt” werden. Er bleibt unspezifisch und kann die meisten Aussagen revidieren, bzw. relativieren. Achten Sie einfach einmal bei politischen Diskussionen oder Interviews auf die Verwendung des “man”
2. Für viele Menschen scheint es einfach Gewohnheit zu sein, das Wort “man” mehr oder weniger exzessiv zu verwenden. Es gibt – vor allem wenn Sie nachfragen – keinen Grund für den Sprecher, dass er den Platzhalter verwendet. Ist halt bequem und das sagt “man” halt so
3. Es gibt darüberhinaus auch Menschen, die nutzen die völlige “Offenheit” in der Interpretation / Zuordnung sehr geschickt und lassen damit einen weiten Interpretationsspielraum. Dies kann z.B. im Marketing von Vorteil sein, wenn eine allgemeine Botschaft an einen größeren / unbekannten Personenkreis adressiert werden soll. Weiterhin gibt es z.B. auch (Psycho-)Therapeuten, die das “man” intensiv bei Tranceinduktionen in der Hypnose benutzen
Was auch immer der Grund ist, es lässt sich wohl sagen, dass eine geschickte und bewußte Nutzung des “man” durchaus Vorteile bringen kann (Punkte 1. und 3.), eine “Anwendung” aus Gewohnheit, bzw. Unaufmerksamkeit dagegen oft Situationen verschlimmert, bzw. das Ergebnis unberechenbar wird. Die folgenden Beispiele sind aus der Praxis!
1. in der Führung von Menschen, bzw. bei der Vereinbarung von Aufgaben: “…man müsste noch XXX machen…”!
Das könnte daneben gehen!
2. Beim Feedback an andere. “…ich denke, das kann man so machen…” oder “…man hat sich sehr gefreut…”.
Soll das ein Feedback sein?
3. Bei Konflikten, bzw. beim Konfliktmanagement. “…man hat das Gefühl, dass man auf dem richtigen Weg ist…” oder “…und dann hat man auch schon verstanden was man gemeint hat”.
Dieser Konflikt könnte, bei einem anderen Gefühl oder einer Fehlinterpretation schnell wieder an Fahrt gewinnen!
4. Im Vertrieb. “…man könnte auch zwei nehmen!”.
Wenn der Kunde jetzt ja sagt, will er dann zwei oder stimmt er nur der Aussage zu?
Ist das “man” jetzt gut oder schlecht? Sowohl als auch! Überlegen Sie einfach, was Sie möchten: wenn Sie klare Aussagen treffen und / oder klare Antworten möchten, dann verzichten Sie besser auf das “man”. Möchten Sie selbst unspezifisch bleiben, dann nutzen Sie “man”.
Wie jetzt also damit umgehen? Wir machen es uns einfach: wir lassen das “man” weg und nutzen die direkte Ansprache oder Bezeichnung. Wie das geht? Bewußtsein und Übung!
Viel Spaß und Erfolg wünschen
Sandra und Stefan Kemser