Wenn wir auf einem Zeitstrahl mit Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft denken, dann wird schnell klar, dass „Probleme“ und „Schuld“ in der Vergangenheit und maximal in der Gegenwart vorkommen, „Lösungen“ dagegen in der Gegenwart und in der Zukunft liegen. Aus diesem einfachen Grund lohnt es sich, bei allen Gesprächen sich so früh wie möglich in Richtung Zukunft zu bewegen. 

Sie steuern dies z.B. mit den Frageworten „WARUM“ (Vergangenheitsbezug) und „WOZU“ (Zukunftsbezug). Vgl. dazu Artikel “WARUM oder WOZU” in diesem Blog.

Nur: wieviel Probleme (Vergangenheit) brauchen wir, um die Lösung (Zukunft) zu finden?

Eine Überlegung zu Lösungsorientiertem Kommunikationsverhalten vs. Problemorientiertem Kommunikationsverhalten:

„Problem talk creates problems, solution talk creates solutions.“
(Steve de Shazer, Begründer des sogenannten „lösungsorientierten Ansatzes“ in der Psychotherapie)

Obwohl für Steve de Shazer dieses Zitat handlungs- und erfolgsweisend war, ist diese Haltung und Vorgehensweise für den Kontext Konfliktmanagement – in unseren Augen – noch einmal separat zu betrachten: Selbstverständlich ist es verführerisch, nur noch in Lösungen zu denken (wir könnten dann praktisch alle belastenden Probleme außen vor lassen). Aber gerade im Unternehmenskontext, in dem oft zwei oder mehr gleichgestellte Partner miteinander im Konflikt liegen, ist das oft – die Praxis zeigt es uns Tag für Tag – unmöglich. 

Zum einen scheinen langfristige Problemlösungen, ohne auch einen Blick auf das Problem zu werfen, schwierig. Zum anderen würde eine wertvolle Ressource verschenkt. Denn: Wie wollen Sie vermeiden, dass die gleichen Fehler und Probleme wieder auftreten, wenn Sie diese gar nicht kennen und analysiert haben? Wenn Sie nicht wissen, wie es dazu kam, dass ein gewisses – im nachhinein nicht erwünschtes – Ergebnis aufgetreten ist, werden Sie es beim nächsten Mal nur schwer verhindern können.

Auswirkung einer rein problemorientierten Sichtweise

Eine rein problemorientierte Sichtweise kann zu keinem Ergebnis für die Zukunft führen. Die Beteiligten werden immer weiter das Problem/die Probleme, die in der Vergangenheit lagen, diskutieren. Die Aufgabenstellung/die Diskussion endet meist in einem tiefen Zerwürfnis, da es irgendwann um Schuldfragen und -zuweisungen geht. 

Auswirkung einer rein lösungsorientierten Sichtweise

Auch wenn diese Vorgehensweise von Steve de Shazer vehement als zieldienlich vertreten wurde, sind doch zwei Dinge zu beachten. Zum einen war sein Kontext die Therapie – und somit eine andere Form der Beziehung als im Unternehmenskontext. Zum anderen gilt meist, Prozesse und Vorgänge weiter zu optimieren, statt sie neu zu erfinden. Und dazu werden 3 Zeiten gebraucht: 

Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft!

Wenn die Ergebnisse aus der Vergangenheit und Gegenwart die Basis unserer Verbesserung sind, dann besteht eine effiziente Optimierung darin, beide Sichtweisen (Problem und Lösung) und beide Zeiten (Vergangenheit und Zukunft) zusammen zu betrachten.

Zugleich gilt: Lösungsorientierung ist ohne Problemorientierung möglich – jedoch nicht immer sinnvoll! Eine bewusst gestaltete Kommunikation mit einem bewußten Umgang der „3 Zeiten“ scheint effektiver und effizienter zu sein.

Entscheiden Sie also, in welcher Zeit und damit auch ob Sie sich eher im Problem oder in der Lösung bewegen möchten. Im Grunde ist eher eine Frage des bewußten kommunizierens (“einfach dran denken”) und weniger eine Frage der Technik. Die ist relativ einfach:

Fragen Sie mehr nach dem WOZU und weniger nach dem WARUM! Beziehen Sie sich auf die Zukunft, nicht auf die Vergangenheit!

Hier sind einige Beispiele:

+ Wozu brauchen wir das?
+ Was wird das bringen?
+ Wie genau kann das aussehen?
+ Wie werden wir dann zusammen arbeiten?

usw.

– Warum ist das passiert?
– Wie konnte es dazu kommen?
– Warum brauchen Sie das? 
– Warum sollte das nicht klappen?

usw.

Sie bestimmen mit Ihren Fragen meist die Richtung des Gesprächs. Was ausdrücklich nicht heißen soll, dass problemorientierte Sichtweise per se schlecht ist (siehe oben). Wenn Sie also wirklich Probleme hören möchten, um z.B. einen Prozeß dauerhaft zu verbessern, stellen Sie problemorientierte Fragen.

Wenn Sie jedoch Lösungen suchen und die Vergangenheit nicht wichtig ist, bzw. die Gefahr besteht, dass Sie sich “festfahren”, stellen Sie besser lösungsorientierte Fragen.

Und deshalb gilt auch hier der wichtige Grundsatz:
“Stell keine Fragen, deren Antwort du nicht wirklich hören möchtest!” 

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg beim Einsatz dieser Technik in Ihrer Kommunikation! Falls Sie Fragen oder Anregungen haben, rufen Sie uns gerne an.

Sandra und Stefan Kemser