Vor kurzem konnte ich ein interessantes Gespräch zwischen zwei Personen mithören. Das Thema habe ich gar nicht verstanden, da meine Aufmerksamkeit erst geweckt war, als beide Partner „mitten drin“ waren.

Person 1: „Du hättest mir Bescheid sagen können“
Person 2: „Das hat dich letztes Mal schon nicht interessiert, deshalb habe ich gedacht…“
Person 1: „Du hast also für mich entschieden, dass es mich nicht interessiert?“
Person 2: „Nein, nicht entschieden. Ich dachte einfach, dass dich das Thema eher ablenkt.“
Person 1: „Wir haben aber beim letzten Vorfall vereinbart, dass wir uns informiert halten“
Person 2: „Dabei ging es aber um etwas ganz anderes!“

…und es ging noch eine ganze Weile auf die gleiche Art weiter.

Ein normales Gespräch? Ich habe eine Weile überlegt und viele Inhalte unserer Konfliktmanagement Teilnehmer Revue passieren lassen: das kommt immer wieder vor, so oder so ähnlich! Die Grundproblematik wiederholt sich, mit unterschiedlichen Inhalten, jedoch immer wieder.

Nun gut, wir können uns jetzt einfach sagen, dass – ohne die Hintergründe zu kennen – dieses Gespräch schwer zu bewerten ist. Das stimmt auch – genau deshalb geht es hier nicht um die Bewertung, sondern um die Art und Weise, wie die beiden gerade miteinander sprechen, bzw. wie das Gespräch weiter laufen könnte.

Grundsätzlich können wir die Situation und den Verlauf des Gesprächs vor dem Hintergrund unseres Modells “8SAM und konsequent im Dialog“ sehen.

Wenn ihr euch überlegt, in welche (zeitliche) Richtung sich die beiden gerade bewegen, dann stellt ihr schnell fest, dass die beiden Personen sich immer weiter in die Vergangenheit „schrauben“. 

Bei näherem Hinsehen wird schnell klar, dass in der Vergangenheit, neben sachlichen Beschreibungen, meist ProblemeVorwürfe und Schuld liegen, Lösungen jedoch nur in der Gegenwart und für die Zukunft entwickelt werden können. Dass heißt für die beiden Personen oben: wenn sie so weitermachen, rutschen sie immer weiter ins Problem / in die Schuldvorwürfe UND sie entfernen sich dabei immer weiter von einer möglichen Lösung.

Gehen wir mal davon aus, dass die beiden (grundsätzlich) nach einer Lösung suchen. Sollte dies nicht der Fall sein und das Ziel beider Personen ist es, auf dem Anderen „herumzuhacken“ und selbst Recht zu behalten, dann sollten sie einfach weitermachen – dann sind sie auf dem Weg dahin. Falls nicht, gibt es eine pragmatische Möglichkeit, es zu ändern.

Um ein solches Gespräch in eine gewünschte Richtung zu lenken, verwendet ihr am einfachsten die beiden Frageworte „WARUM“ und „WOZU“. Wichtig ist jetzt nur, die unterschiedlichen Anwendungsmöglichkeiten im Kopf zu haben.

WARUM leitet eine Kausalfrage ein, das heißt, hier wird der Grund für etwas erfragt. Die meisten Menschen antworten auf eine WARUM Frage automatisch mit einer (vergangenen) Begründung, die zum jetzigen Problem geführt hat. Es geht also in Richtung Vergangenheit / Problem / Schuldfrage.

WOZU hingegen leitet eine finalisierende Frage ein, die automatisch das Augenmerk auf die  Idee / die Lösung / die Zukunft richtet!

Klingt ganz einfach? Ist es auch und ist täglich anwendbar! 

Stellt euch vor, ihr würdet die beiden Personen vom Anfang jetzt fragen:

„WARUM tut ihr das?“ 

Wahrscheinlich wären die Antworten die Begründungen für die eigene Position und die Richtigkeit, bzw. die Erklärung WARUM der jeweils Andere Schuld hat.

Ihr könntet aber auch fragen:

„WOZU tut ihr das?“

Und entweder – und das ist gar nicht so selten – kommt dann gar nichts mehr außer der Einsicht, dass die ganze Diskussion völlig überflüssig ist und der Fokus besser da liegen sollte, wie in der Zukunft Absprachen stattfinden. Das wäre dann lösungsorientiert und hilfreich für die Zukunft. Oder die beiden „drehen“ sofort Richtung Zukunft und wünschen sich eine Lösung. Dann helfen manchmal noch ein bis zwei Fragen und Tipps über den Zusammenhang zwischen Vergangenheit und Zukunft, um den Dialog in die gewünschte Richtung zu steuern.

Ein Tipp noch:
So manch einer / eine wird auch auf die Frage nach dem WOZU eher so antworten, als hättet ihr WARUM gefragt. Hier gilt es, dann einfach hartnäckig zu bleiben und auf dem WOZU zu „bestehen“, bzw. die Frage zu wiederholen. 

Vielleicht hilft euch auch das folgende Motto:

„Wichtig ist nicht, wer angefangen hat – sondern wer aufhört!“

Probiert es einfach aus – es macht wirklich Spaß, unterschiedliche Gespräche auf diese Art zu lenken. Dabei ist es grundsätzlich gleichgültig, ob ihr selbst betroffen (also einer der beiden) seid oder Beobachter / Vorgesetzter / Elternteil. 

Wir freuen uns über Feedbacks / Nachfragen / Erfahrungen!

Viel Erfolg wünschen euch 

Sandra und Stefan Kemser